Aksu nach der Babypause 🧡
- Ein Bericht von Elisa

vom 06. November 2024

Nach 2 Jahren Babypause war ich endlich wieder in unserer Auffangstation in Aksu.

Es war der glaube ich bisher schönste Aufenthalt für mich. Unser Team vor Ort ist so herzlich zu den Tieren, selbst das einchecken mit fünf Tieren, darunter teilweise ängstliche, am Flughafen funktioniert Hand in Hand und ohne Stress.

In der Station angekommen, hat man direkt dieses Gefühl, Zuhause zu sein. Diese Menge an Tieren, die hier Tag ein Tag aus miteinander leben, ist einfach immer wieder faszinierend. Selbst die, die in ihrem bisherigen Leben von Menschen misshandelt wurden, oder nichts schönes erleben durften, sind meist so zugewandt und freuen sich über jegliche Zuneigung der Menschen in der Station.

Streitereien untereinander bleiben bei so vielen Tieren natürlich nicht aus, für viele Tiere ist dieser Ort auch nicht so schön, wie man es sich wünschen würde. Jedes Lebewesen hat seinen Charakter und nicht jeder kommt hier gut zurecht. Aber alles in allem ist dieser Ort ein Ort der Sicherheit und Zuflucht für so viele Straßentiere. Es war so schön zu sehen, dass Tiere, die mehr tot als lebendig gefunden wurden, zu stolzen Tieren herangewachsen sind und hier ihre Chance auf ein besseres Leben gefunden haben.

Doch auch, wenn es den meisten Tieren in unserer Auffangstation gut geht, gibt es natürlich auch die andere Seite des Tierschutzes. Den Grund, warum es diese Auffangstation überhaupt gibt.

So haben wir uns entschieden, das öffentliche Tierheim von Aksu zu besuchen. Früher war ich bei meinen Besuchen regelmäßig dort. Nun schon lange nicht mehr. Es wurde mittlerweile neu gebaut und ich war erst Mal positiv überrascht. Die Zwinger sind relativ „schön“, die Tiere haben einen Innen- und einen Außenbereich und sogar Sonnenschutz. Der erste Blick hat mich also fröhlich gestimmt. Doch als wir das Shelter betreten haben, hat sich das ganz schnell geändert.

In fast jedem Zwinger 2-3 Hunde, die dem Tod näher waren, als dem Leben. Verhungert, einfach verhungert bei lebendigem Leib. Nur noch Haut und Knochen. Und wie immer freuen sich die meisten einfach nur, wenn dann Menschen dort vorbei laufen. Sie freuen sich, diese Kreaturen, die sie so behandeln zu sehen. Aber auch sehr ängstliche Hunde, kn deren Augen man bei der Annäherung eines Menschen die pure Panik erkennt. Oder ein Hund, der unfassbar aggressiv nach vorne geht. Auch hier möchte man nicht wissen, was er erlebt hat.

In einem der Zwinger mit kleinen Welpen lag einer mitten in der prallen Sonne, er befand sich mitten in einem Todeskampf. Es hat uns das Herz zerrissen.

Am Ende haben wir beschlossen, einige der halb verhungerten Hunde mitzunehmen. Wir wissen, dass die Tiere im Ort getötet werden, auch, wenn es bei unserem Besuch bestritten wurde. Aber wir wissen auch, dass wir nicht alle retten können. Dieses Gefühl, zu entscheiden, wer mit darf in unseren sicheren Zufluchtsort und wen wir dort lassen, wer dort wahrscheinlich niemals mehr lebendig rauskommen wird und vielleicht elendig zu Grunde gehen muss, kann man nicht beschrieben. Es zerreißt einen innerlich. Genau dieses Gefühl trägst du, wenn du sowas einmal gesehen hast, dein Leben lang, im Alltag irgendwie bei und mit dir herum. Es lässt dich nie mehr los und macht deine ganze Welt ein bisschen dunkler.

Aber genau diese Seite muss man kennen, um zu wissen, wofür und für wen man all das tut.

Ob alle, die wir mitnehmen werden, es überleben, wissen wir nicht. Aber dann können sie wenigstens in Würde sterben.

Der kleine schwarze Welpe, von dem ich oben geschrieben habe, sollte auch mitkommen, dass er diesen Todeskampf nicht länger ertragen muss. Wir wollten ihn erlösen, aber als wir ihn ins Auto geladen haben, mit seinem kranken Geschwisterchen zusammen, ist er innerhalb Minuten verstorben. Ich glaube, er konnte hier in Ruhe „gehen“. Er hat es nun geschafft. Sein Geschwisterchen kämpft noch, aber wir sind überzeugt, er wird es schaffen.

Auch, wenn es deine Welt ein bisschen dunkler und bedrückter macht, bin ich unendlich dankbar, diese Aufgabe und diesen Sinn für mein Leben gefunden zu haben. Dieser wundervolle Ort kämpft gegen das Leid auf dieser Welt. Auch, wenn es nur ein kleiner Tropfen ist. Jedes Leben zählt.

Ich bin dankbar für diese Erfahrung, dieses Projekt und all die tollen Menschen, die hier ihr Herzblut reinstecken. Ihr macht die Welt zu einem besseren Ort.

Danke 🧡